Der Kommentar zur Bergpredigt wird gewöhnlich zu den exegetischen Schriften des Kirchenvaters gerechnet. Er entstand 393, nachdem Augustinus auf Drängen des Kirchenvolkes von Hippo zum Priester geweiht worden war. Mit der Auslegung dieser drei Prerikopen wollte sich der Verfasser mit der Heiligen Schrift vertraut machen und sich auf seinen pastoralen Dienst vorbereiten. Die Radikalität und Kompromißlosigkeit dieser Predigt Jesu zog ihn wohl deshalb in Bann, weil sie, wie Augustinus zu Beginn seiner Schrift sagt, die vollkommenen Normen für einen christlichen Lebenswandel (vgl. I 1,1), beinhaltet, eine Ethik also, die ihr Maß an der Vollkommenheit Christi nimmt. Das Hauptgebot der gelebten Gottes- und des Nächstenliebe wurde zu allen Zeiten je neu gehört und bedacht - wie die Volksmenge damals über Jesu Lehre staunte und die Gemeinde von Hippo die Worte ihres Seelsorgers erwog, treffen sie auch uns heute immer wieder neu durch ihre je eigenen Akzente.