Zwischen 1580 und 1582/83 erhoben sich die Bewohner des Marktes Böhmenkirch in der Herrschaft Weißenstein gegen ihren Herrn Haug von Rechberg. Zur Beilegung des Konfliktes wurde eine Kommission des Reichshofrates eingesetzt. Ausgehend von den bäuerlichen Beschwerde- und den kommissarischen Vergleichsartikeln stellt die Arbeit das kurzfristige Ereignis 'Böhmenkircher Revolte' unter der Doppelperspektive der strukturellen Entwicklungsprozesse und des politischen Handelns der Konfliktparteien dar. Die Entwicklung von Bevölkerung und Landwirtschaft, Siedlungsentwicklung und Sozialstruktur sowie der Prozess der Territorialisierung werden im regionalen Zusammenhang aufgezeigt. Insbesondere werden die Interessen, Normen und Werte der Akteure, die innergemeindlichen Entscheidungsprozesse, das Verhalten der Bauern gegenüber den Kommissaren und die Wahrnehmung des Widerstandes seitens der Obrigkeit untersucht.
Auf diese Weise ist eine Geschichte von Herrschaft und Gemeinde vom Ausgang des Mittelalters bis zum Vorabend des Dreißigjährigen Krieges entstanden, in der der Böhmenkircher Aufstand als Ausdruck des konfliktreichen Übergangs von der spätmittelalterlichen zur frühneuzeitlichen Ordnung seine Bedeutung erhält.