Eine der berühmtesten, rätselhaftesten und wirkungsmächtigsten Erzählungen Franz Kafkas ist "Die Verwandlung", die 1912 entstanden und 1915 zum ersten Mal in Buchform in der Reihe "Der jüngste Tag" des Kurt Wolff Verlags erschienen ist. Die Geschichte des Handlungsreisenden und Tuchhändlers Gregor Samsa, der sich eines Morgens zu einem riesigen Ungeziefer verwandelt sieht und nun in der Familie mit den Folgen zu kämpfen hat, ist zum Gegenstand unzähliger Interpretationen und Adaptionen geworden, es gibt zahlreiche Verfilmungen und Comic-Bearbeitungen, aber manchmal überlagert eine derart mächtige Rezeptionsgeschichte auch den Reiz des eigentlichen Textes. Zugleich ist die gesamte Kafka-Interpretation mit ihren mitunter schweren metaphysischen Geschützen geeignet, die Konkretion, auch Komik Kafkas gelegentlich vergessen zu machen. Umso schöner ist es, sich einmal den ursprünglichen Texten selbst wieder zuzuwenden, noch dazu mit Hilfe des glänzenden Kafka-Essays von Kurt Drawert, der sich genau dem widmet, was es heißt, Kafka wirklich zu lesen.