Das Gesundheitswesen befindet sich in einer Vertrauenskrise. Zahlreiche Indikatoren weisen in diese Richtung: Nicht abreissende Meldungen über finanzielle Engpässe und eine gleichzeitige Ökonomisierung, Zweifel an den fairen Zugangschancen zu medizinischen Leistungen, die Unübersichtlichkeit gesundheitspolitischer Massnahmen mitsamt ihren zweischneidigen Folgen, aber auch veränderte Auffassungen über Gesundheit setzen dem System zu. Es zeichnet sich eine grosse Unsicherheit hinsichtlich der moralischen, politischen und ökonomischen Eckdaten des Gesundheitswesens ab. Was ist der Sinn unserer Sorge für die Kranken? Was schulden wir einander? Weichen wir der Frage aus, was Krankheit in existenzieller Hinsicht bedeutet? Wie lässt sich das 'Gut' der Gesundheit genauer fassen? Brauchen wir für das Gesundheitswesen eine solidarische 'Politik der Freundschaft' und eine 'Ökonomie der Gabe', wie wir sie eindrucksvoll in der Philosophie vorgedacht finden? Wie sehen die menschlichen Grundlagen einer medizinischen 'Institution des Vertrauens' aus? Wir sollten zu den ernsten Fragen zurückkehren und die existenzielle Bedeutung des Gesundheitswesens in Erinnerung rufen.