In einem Europa auf dem Weg zur Einheit werden sich auch die Beziehungen zwischen den Sprachen verändern. Kraftvoll macht sich daher das (auch internationale) Prestige wieder bemerkbar, das die Sprache Italiens zu erreichen vermochte, als die politische Einheit noch fern war: Das literarische Toskanisch verkörperte damals über die verwickelten Grenzen der italienischen Staaten hinweg die moralische Idee einer Nation, einer Republik der Sprache und Literatur, deren Waffen nicht Heere, sondern Literatur, Poesie und stilistische Eleganz waren. Die politische und soziale Geschichte der Massenalphabetisierung mit dem Übergang vom Dialekt zum Italienischen nach der Einigung mag zwar reich und komplex erscheinen, doch nicht weniger faszinierend ist die kulturelle Geschichte des Italienischen, einer elitären, stilistisch verfeinerten Sprache von Dichtern wie Petrarca, Dante und Ariosto, von Wissenschaftlern wie Galilei, von Prosaschriftstellern wie Machiavelli. Das vorliegende Buch zeichnet den historischen Weg des Italienischen von seinen Ursprüngen bis zum heutigen Tag präzise und auf dem neuesten Stand der Forschung nach, und dies zu einem Zeitpunkt, da man die Bande wiederentdecken muss, welche zwischen den verschiedenen Regionen Italiens bestanden, viel früher als die politische Einheit Italiens 1861 Wirklichkeit wurde. 2011 feiern wir deren 150-jähriges Bestehen, und die Kurze Geschichte der italienischen Sprache erinnert auch an die sprachlichen Folgen dieses historischen Ereignisses.